Der Versuchsbetrieb für andine Agroforstsysteme MOLLESNEJTA befindet sich im Tal von Cochabamba/Bolivien am Hang der Tunari-Kordillere auf 2.750 bis 2.850 Meter über N.N. (genaue Lage in maps.me). Das Klima ist semiarid mit rund 500 mm Niederschlag/Jahr, der hauptsächlich in den Monaten Januar und Februar fällt. Die Monate Mai bis Oktober sind i.d. R. niederschlagsfrei. Auf den 16 Hektar des Geländes stehen auf ehemals durch Überweidung stark degradiertem Boden momentan 31 Agroforstsysteme mit jeweils verschiedener Artenzusammenstellung. Zwischen 30% bis 50% der Konsortien bestehen aus Ammenpflanzen, d.h. heimische u/o stickstoffbindende (Acacia visco), insektenabwehrende (Zanthoxylum coco) und in anderer Hinsicht für die Produktivität vorteilhafte Arten, wie z.B. Bienenweide (Tipuana tipu).
Auf der Südhalbkugel ist die Hauptwachstumszeit der Pflanzen während der Tageslängeausdehnung vom 21. Juni bis zum 21. Dezember. Vor Ort haben wir allerdings das Phänomen, dass der Regen erst dann richtig einsetzt, wenn die Tageslänge sich wieder verkürzt und die Vegetation sich deshalb in ihre Ruhephase begibt. Insofern ist es wichtig, dass der Boden eine ausreichende Wasserspeicherfähigkeit hat, die den Pflanzen weit in die Hauptvegetationszeit hinein die zur Produktion notwendige Feuchtigkeit zur Verfügung stellt.
Maßnahmen für eine Bewahrung der Bodenfeuchte:
– Beschattung: Die simpelste Methode ist die Beschattung der produktiven Fläche mit schnitttoleranten, schnellwüchsigen Arten, die zudem über den Blattfall, das Wurzelwachstum, als Stickstoffbinder u/o über insektenabweisende Duftstoffe günstig auf die Anbaukulturen einwirken. Auf unserem Versuchsgelände erreichen wir durch Beschattung der Gemüsekulturen eine Bewässerungswassereinsparung von bis zu 50%.
– Mulchen: Die Agroforstsysteme müssen aufgrund ihrer hohen Beimischung von Ammenpflanzen und Begleitarten regelmäßig beschnitten werden, damit die Obst-, bzw. einjährigen Kulturen genügend Licht bekommen. Das Schnittmaterial wird entweder mit Astschere oder im Häcksler zerkleinert und auf den Boden der Parzelle belassen, vorwiegend um die Nutzpflanzen herum. In einer Gemüsekultur kann mit einer ca 5 cm dicken Mulchdecke etwa 1/3 des insgesamt bis zum Erntezeitpunkt benötigten Bewässerungswassers eingespart werden.
– Beimischung von organischem Material in die Bodenkrume und Pflanzlöcher: Das Schnittmaterial wird im Häcksler zu fragmentiertem Astholz zerkleinert und in die obere Bodenschicht, bzw. in die Pflanzlöcher – insbesondere der Obstkulturen – eingebracht. Dort saugt es sich bei Regen mit Wasser voll und speichert dieses über einen langen Zeitraum. Signifikante Ergebnisse lassen sich unter unseren semiariden Bedingungen bereits mit einem 10-Liter Eimer fragmentiertem Zweigholz pro Quadratmeter Fläche erzielen.
– Beimischung von Kohle in die Bodenkrume und Pflanzlöcher: Aus dem dickeren Schnittmaterial (mehr als daumendick schafft unser Häcksler nicht) wird in einem Köhlerofen Pflanzenkohle zubereitet. Diese hat ein hohes Wasserspeichervermögen und wird in die Bodenkrume, bzw. dem Substrat für die Pflanzlöcher beigemischt. Kohle ist an und für sich neutral, hat jedoch wegen einer gewissen Beimischung von Asche eine leichte alkalische Wirkung. Diese kommt dem Boden zugute, da dieser aufgrund der Huminsäure des sich zersetzenden organische Materials gerne in einen leicht sauren Bereich kommt.
Die oben beschriebenen Maßnahmen zur Verminderung der Bodenevaporation und zur Bewahrung der Bodenfeuchte haben sich im Versuchsbetrieb Mollesnejta in der Praxis bereits bewährt. So zum Beispiel bei einer Apfelkultur einer lokal angepassten Apfelsorte (Camuesa) in Hanglage, die in normalen Regenjahren (um die 500 mm Niederschlag/Jahr) Früchte bringt ohne bewässert zu werden.
Bewässert werden im Versuchsbetrieb MOLLESNEJTA i.d.R. nur die Gemüsekulturen und die in der vergangenen Regenzeit gesetzten Obstgehölze. Das Giessen findet überwiegend per Hand mit dem Wassereimer oder der Gießkanne statt, da Wert auf den „Besuch“ bei den Pflanzen gelegt wird, und dann auch mit einem Blick deren Zustand erfasst werden kann (wie Gesundheit, Insektenbefall, Bedrängung durch vergesellschafteten Arten, u.a.m.).
Wissenschaftliche Untersuchungen über die Wirkung der Artenvergesellschaftung, Mulch, fragmentiertem Zweigholz und Pflanzenkohle auf die Bodenwasserspeicherfähigkeit im Wurzelraum von Gemüse- und Obstkulturen werden momentan im Versuchsbetrieb MOLLESNEJTA durchgeführt. Bislang gibt folgende Untersuchungen in diesem Themenbereich:
– Andrea Bolaños Angulo (2014): Evaluierung des Einflusses auf die Bodeneigenschaften durch drei mehrjährige Arten: Opuntia ficus-indica L., Dodonaea viscosa Jacq. und Schinus molle L. in Agroforstparzellen in Mollesnejta/Combuyo. Diplomarbeit im Bereich Umweltwissenschaft an der Universidad Católica Boliviana in Cochabamba/ Bolivien, in der aufgezeigt wird, dass während der Trockenzeit die Bodenfeuchte bis zwei Meter im Umkreis des Stammes der untersuchten Vegetationsarten, gemessen als Feldkapazität, signifikant erhöht waren.
– Lorenz Beister hat in seiner Untersuchung innerhalb eines Praktikums für das Studium an der Technischen Universität München/Deutschland (2015): Erhalt der Bodenfeuchte durch Fragmentiertes Zweigholz im semiariden Hochland von Bolivien, mit dem Ergebnis abgeschlossen, dass die Anwendung von 30 Volumenliter fragmentiertem Zweigholz pro Quadratmeter Ackerboden, zur Hälfte in die Bodenkrume eingearbeitet und der Rest als Mulchauflage, eine Beregnungswassereinsparung von 30% ergibt.
– Marcelo Bustamente hat in seiner Untersuchung von 2016: Produktionserhöhung durch die Anwendung von Holzkohle und Laubkompost in der Zwiebelkultur. Diplomarbeit, Universidad Católica Boliviana, Cochabamba/ Bolivien das Ergebnis erhalten, dass die Anwendung von 2 kg Kohle (im Trockenzustand) pro qm Boden die Zwiebelproduktion um rund 30% erhöht; die Anwendung von Laubkompost hatte innerhalb dem zeitlichen Versuchshorizont keine Auswirkung.
Für die lokale Bevölkerung hat der Baum keine große Bedeutung. Fruchtbäume werden nicht beschnitten und die traditionelle Busch- und Baumumrandung der Felder verschwindet mehr und mehr, weil sie den Einsatz vom traktorgezogenen Pflug erschwert. Allerdings: je prekärer die Bewässerungswasserverfügbarkeit, desto größer ist das Interesse für Agroforst.